Die Monticola B3(BJG)24
Die B3(BJG)24 stammt einer alten Monticola Linie ab. Die Apis mellifera monticola bewohnt regenreiche Bergwälder Ostafrikas in Höhen von 2400 bis 3000 Meter (u. a. am Mount Meru, Kilimandscharo, Mount Kenia und Elgon in Uganda). Sie gilt als deutlich sanftmütiger als die Ostafrikanische Hochlandbiene (A. m. scutellata) und die afrikanisierte Honigbiene, die sich inzwischen in den wärmeren Regionen des amerikanischen Kontinents weitgehend unkontrolliert ausgebreitet haben. Diese Biene kommt in der Natur ohne imkerliche Hilfe sehr gut mit der Varroamilbe zurecht. Es lohnte sich also, sie nach Deutschland zu importieren.
So wurde diese Ostafrikanische Hochlandbiene 2011 in die Züchterische Arbeit von Thomas Rüppel aufgenommen und als Monticola weiterverfolgt.
2018 wurde die Linie von Dietmar Uhlemann (Varroaresistenzzucht e.V.) mit der M307(DSU)18.sdi übernommen. Die M307 war eine einzeldrohnbesamte Königin. Das Volk wurde durch Auszählen der verdeckelten Brutzellen unter dem Mikroskop untersucht. Der Test erfolgte 12 Tage nach Infizierung mit 150 Milben, die mit der Puderzucker Methode geerntet worden. Hierbei zeigte sich, laut Auswertung und Rechenmodell ein hohes SMR/VSH verhalten, der rechnerische Wert lag bei 100 %. Diese guten varroasenstiven Eigenschaften wurden in den letzten Jahren unter Begleitung des VSH Zuchtprogrammes vom Landesverband Sachsen intensiv weiterverfolgt. Die Nachzuchten mit der M7(IMR)19.sdi, M1021(DSU)21 und M5129(DSU )23 wiesen alle einen hohen VSH Wert auf.
Unsere Königin B3(BJG)24 ist eine Tochter der M5129(DSU)23 und wurde 2024 auf der Inselbelegstelle Baltrum begattet. Hier ein paar Worte zur Baltrum Drohnenlinie HO235(IC)21 aus 2024:
Eigenschaften der B3(BJG)24
Sanftmut:
Die Monticola Linie der B3(BJG), M1021(DSU), M21(DSU) und M50(DSU) reiht sich bei den sanftmütigen Linien ein. Die B3 hat sich ganzjährig zügig und gut bearbeiten lassen. Bei kälteren Temperaturen fliegen Bienen vereinzelt auf, ohne aggressiv zu werden. Die standbegatteten Töchter der B3 können vereinzelt etwas nervöser sein. Daran werden wir aber mit den neuen Nachzuchten aus Besamung und Belegstelle Annaburger Heide weiter arbeiten, so dass die Linie noch homogener wird.
Schwarmneigung:
Das Bienenvolk der B3 hatte 2025 keine einzige Schwarmzelle gezogen und ohne Schröpfen von Bienen oder Brut durchgebrütet. Dabei war ein verstärkter Eintrag und eine Einlagerung von Pollen im Brutnest trotz angepasstem Brutraum zu beobachten. Dies widerspricht der Annahme, dass Brutnester mit großem Polleneintrag den Schwarmdruck erhhöhen, was uns überrascht hat. Die ganze Linie mit ihren Schwesterngruppen zeigte bisher eine ausgeprägte Schwarmträgheit. Trotz großer Brutfreudigkeit wurden von keiner der Generationen Schwarmzellen angelegt, vorausgesetzt man gibt genügend Raum nach oben.
Wabenbau und Propolis:
Die Nutzung von größeren Mengen Propolis wurde nicht beobachtet, die Bienen bauen schnell Waben aus, ohne dabei Wildbau zu produzieren.
Ertrag:
Der Honigertrag des B3 Volkes für 2025 lag bei 65 Kg in der Frühtracht/Raps und ca. 38 Kg in der Sommertracht. Die vorherigen Generationen dieser Monticola lagen alle über dem Durchschnitt der Nachbarvölker. Und auch 2025 war das B3 Volk eines der großen Honigsammler.
Hygieneverhalten:
Die Linie zeigte bisher ein hohes Reigungsverhalten. Nach 6 Stunden waren 90% der toten Puppen ausgeräumt. Die Tests wurden bei guten Wetter und starkem Trachtflug durchgeführt.
VSH:
Die guten VSH Eigenschaften ließe sich nur erahnen. Das Mini Plus Volk wurde am 13.05.24 mit Brutwaben gebildet. Am 18.08.24 wurden bei 300 geöffneten Zellen nur 3 Milben gefunden, was auf ein ausgeprägtes SMR Verhalten hindeutet. Das Wirtschaftsvolk der B3 wurde im Jahr 2025 nicht behandelt.
Die B3 wurde im Herbst 2024 in ein Wirtschaftsvolk eingeweiselt und winterte relativ stark wieder aus. Dieses Jahr würde dann die Sommerbehandlung mit Oxalssäure nicht gemacht und nur eine brutfreie Phase durch das Käfigen der Königin für 17 Tage durchlaufen. Nach 35 Tagen wurden dann 2 Fangwaben entnommen und der Befallsgrad auf den Bienen ermittelt. Dieser lag nach 24 Tagen und noch vor dem Fangen der Milben durch die Fangwaben bei 6% und nach der Entnahme dieser Fangwaben bei 0,5%. Im Moment, Stand 19.11.2025, sieht das Volk gesund aus und wintert stark ein. Ich werde die Winterbehandlung weglassen, da sich die Befallsrate auf einem konstant niedrigen Niveau befindet.
Die ganze Linie wurde im Rahmen des SMR/VSH Zuchtprogrammes vom Landesverband Sachsen intensiv auf Varroaloleranz selektiert. Die jährlichen Auszählungen, Anpaarungen auf VSH Belegstellen und Eindrohnbesamungen kamen als Mittel der Wahl immer wieder zum Einsatz. So konnten die Königinnen gefunden und selektiert werden, die sich am Besten gegen die Milbe zur Wehr setzten. Die Mutter M5129(DSU) wurde 2024 auf SMR getestet und erreichte einen Wert von 62,5%.
Es ist wichtig zu verstehen ist, dass es sich bei der Varroasensitiven Hygiene (VSH) um eine rezzesive und additive Vererbung handelt und immer von beiden Seiten, also von Mutter wie auch den 15-20 Drohnen, die notwendigen Gene vorhanden sein müssen. Deshalb stellt sich der Erfolg auf dem eigenen Stand immer nur etwas verzögert ein. Ein Drohn hat keinen Vater und keinen Sohn. Deswegen trägt der Drohn immer die Gene von Großmutter- und Großvater im Sperma. Die Drohnen der F1 Töchter tragen sozusagen die Gene der Zuchtmutter (F0 oder P-Generation) in sich. Außerdem ist es für den Züchter wichtig, immer wieder auf VSH-Belegstellen oder Besamungen zurückzugreifen, um das VSH Erbgut zu erhalten. Langfristig ist das Ziel, die VSH Genetig durch viele verschiedene VSH Linien in die Breite zu tragen und somit viele Drohnen mit VSH Erbgut in der breiten Masse zur Begattung ausfliegen können. Das optimistische Ziel für eine flächendeckende varroaresistente Biene lautet 2033.
Fazit:
Alles in allem überzeugte uns diese Königin bisher durch ihre ausgeprägte Sanftmut, der geringen Schwarmneigung und den Honigertrag. Selbst bei kalten Temperaturen und widrigen Bedingungen fliegen kaum Bienen auf. Keinerlei Aggressivität ist bemerkbar, das Bienenvolk ist auch ohne Rauch jederzeit problemlos zu bearbeiten. Diese Bienen machen einfach Spaß und haben einen großen wirtschaftlichen Wert in unserer Imkerei erbracht. Wenig Arbeit/Kontrollen, viel Honig und ein schönes Arbeiten am Bienenvolk.
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